10.9.2018 – Begrüßung von Georg Habs für Moment mal! Wiesbaden zur Veranstaltung „Eine Partei als Sammlungsbewegung für Nationalkonservative und Neofaschisten“ am 5. September 2018 in Wiesbaden, gefördert von der Amadeu-Antonio-Stiftung.
Sehr geehrter Herr Speit, sehr geehrter Herr Karg,
sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,
dieser Veranstaltungsort ist nicht irgendein beliebiger. Im Haus an der Marktkirche in Wiesbaden wurden immer wieder Themen zur Diskussion gestellt, die den Nerv der Zeit treffen – religiöse Themen und weltliche, beides ist eng verschränkt. Umso wichtiger erscheint mir, dass mit Herrn Michael Karg, Vorsitzender der Martin-Niemöller-Stiftung, der gleich ein Grußwort an Sie richten wird, auch ein ehemaliger Propst das Wort ergreift. In Zeiten, da der Fortbestand unserer offenen Gesellschaft auf dem Prüfstand und unter Beschuss steht, wünsche ich mir Kirchen, die glasklar Stellung beziehen.
Ich selbst stehe hier für die Initiative „Moment Mal!“ Wer ist das? Wir sind ein, zwei Handvoll Einzelpersonen ganz unterschiedlichen Alters, aus ganz unterschiedlichen Berufen, mit ganz unterschiedlichen politischen Biographien. Diese Einbettung in unterschiedliche Erfahrungs- und Erlebniswelten bedingt unterschiedliche Blickwinkel auf das politische Geschehen.
An einem Punkt aber kreuzen sich diese Sichtachsen: Wir sind allesamt der Auffassung, dass vom Erstarken rassistischer und menschenfeindlicher Bewegungen und Parteien eine ernste Bedrohung unserer Demokratie ausgeht. Demokratie ist kein abstraktes Gebilde, das sicher in sich selbst ruht. Demokratie muss immer wieder neu erstritten werden und dazu bedarf es engagierter Menschen, die sich zu ihr bekennen.
Mit unseren Veranstaltungen wollen wir deutlich machen, dass Demokraten keine unsichtbaren Leisetreter sind. Man soll uns hier und anderswo bei der Arbeit des Nachdenkens und der Einmischung sehen und hören.
Dabei verfügen wir von „Moment Mal!“ über keine Heilslehre der Demokratie-Verteidigung und -Erneuerung. Jede solche Heilslehre wäre ein Unding, Ausdruck gnadenloser Selbstüberschätzung.
Was unsere Veranstaltungen anbieten, sind Tatsachenbeschreibungen und politische Einschätzungen von Referentinnen und Referenten, die sich gründlich Gedanken darüber gemacht haben, wie man parlamentarische und außerparlamentarische Demokratiegefährder wirkungsvoll in die Schranken weisen, die offene Gesellschaft wirkungsvoll verteidigen kann.
Manche dieser Denkanstöße ergänzen sich, manche widersprechen sich. Wir hoffen und vertrauen darauf, dass Sie sich selbst einen klugen Reim auf das hier Gehörte und Diskutierte machen und dass Sie dann auch entsprechend handeln. Vielen Dank!